Die Neretva-Wissenschaftswoche 2023 fand vom 30. Mai bis 7. Juni statt. Ein bunt gemischtes Team von 70 Wissenschaftler*innen aus 17 Ländern versammelte sich in der kleinen Ortschaft Ulog, um zum Schutz des Neretva-Flusssystems beizutragen. Begleitet wurden sie von Journalist*innen, Fotograf*innen, Aktivist*innen und Künstler*innen. Verschiedene unabhängige Teams erkundeten unterschiedliche Gebiete am und um den Fluss, um ein tieferes Verständnis für bestimmte Lebensräume zu erlangen, auf bedrohte Orte hinzuweisen und terrestrische und aquatische Lebensräume zu integrieren.
Die Spezialist*innen für terrestrische Fauna und Flora konzentrierten sich auf die außergewöhnlich vielfältigen Primärwald-Ökosysteme, die von trockenen Eichen an den nordöstlichen Hängen über feuchtere Buchen an den südwestlichen Hängen bis hin zu erstaunlichen Erlen-Auwäldern entlang des Flusses reichen. Die Spezialiste*innen für Fische und wirbellose Wassertiere erkundeten einige der abgelegenen und noch nicht erforschten Nebenflüsse, die in Zukunft von Staudämmen bedroht sind, darunter die Flüsse Ljuta, Jezernica und Mededak. An einem Tag zog der Großteil des Teams nach Nevesinjsko polje, um einen versteckten Nebenfluss der Neretva, die Zalomka, zu erforschen. Nachdem das Wasser der Zalomka im Biograd-Ponor, einer der größten Dolinen der dinarischen Region, "verschwindet", taucht es in Karstquellen wieder auf und bildet die Flüsse Buna und Bunica, beides Nebenflüsse der Neretva. Ein absurdes Wasserkraftwerksprojekt ist im Gange, das dieses Wasser in der Senkgrube auffängt und das Nevesinjsko polje überflutet. Dadurch werden die Buna- und Bunica-Quellen auf einen unbekannten Mindestfluss reduziert und unbekannte unterirdische Ökosysteme werden austrocknet.
Die Wissenschaftler*innen untersuchten über 15 Tier- und Pflanzengruppen. Sie untersuchten Fische, aquatische Makroinvertebraten, Vögel, Amphibien, Reptilien, große Säugetiere, Fledermäuse, die unterirdische Fauna, wirbellose Bodenlebewesen, Libellen, Spinnen, Wasserkäfer, Motten, Schmetterlinge, Heuschrecken und Grillen. Wir hatten auch ein starkes Team von Botaniker*innen, Dendrochronolog*innen und Spezialist*innen für Moose und Pilze. Schließlich untersuchte ein soziokulturelles Team die sozialen Werte der Neretva, die Bedeutung des Flusses für die Einheimischen und auch für die Wissenschaftler*innen: Sie erforschten die Motivation und die Triebkräfte hinter unseren Erhaltungsmaßnahmen.