US – Dammrückbau Bewegung

In den USA wird der Abriss von Staudämmen als effektive Maßnahme für die Herstellung der Durchgängigkeit und Renaturierung von Flüssen seit vielen Jahren umgesetzt.Während der Clinton Präsidentschaft (1993-2001) erhielt Umweltschutz politischen Aufwind und Dammrückbau wurde als etablierte Maßnahme für Flussrenaturierung anerkannt. Das Jahr 1999 markierte ein wichtiges Ereignis: Das erste Mal in der US-amerikanischen Geschichte wurde ein Damm, (Edwards Damm mit 7m hohen Wehr am Kennebec Fluss, Maine) aufgrund einer bundesstaatlichen Anweisung entfernt, trotz einem Einspruch des Dammbesitzers.

 

Eckdaten der US – Dammrückbau Bewegung:

  • 1300 Dämme und Wehre wurden bis 2016 entfernt. (Dam Removal Database)
  • 38.600km frei fließende Flussstrecken wurden erzeugt und
  • 219.000 Jobs in der Erholungs- und Tourismusbranche wurden geschaffen. (Jewell, 2016)
  • 11 Milliarden USD an wirtschaftlicher Wertschöpfung wurden für lokale Gemeinden erzeugt. (Jewell, 2016)
  • Beachtliche Erhöhung der natürlichen Fischbestände nach Dammrückbau (Veazie und Great Works Damm) am Penobscot Fluss 2014: Fluss Hering Fischbestände waren über die Jahrzehnte auf wenige 1000 Exemplare geschrumpft, nach Dammentfernungen und Restaurierungen fand Fluss Hering wieder zurück zu seinen natürlichen Laichplätzen, wo über 1,8 Millionen ! Exemplare schon zwei Jahre nach Ende der Arbeiten gezählt wurden. (Royte, 2016, DRE Conference)
  • Durch Dammrückbauten am Chipola River 1987 in Florida verdoppelte sich nahezu die aquatische Artenvielfalt von 34 auf 61 Arten. (American Rivers and Bednarek 2002)
  • 64m war die Höhe des Glines Damm am Elwha Fluss, der bislang größte Damm, der rückgebaut wurde. Weitere Informationen dazu im Case Study US.
  • 87.000 Dämme sind in der US Army Corps, National Dam Databank registriert (Dämme ab 6 feet/1,83m Höhe), davon sind 2.100 Wasserkraftwerke.
  • Laut Schätzungen von der US Umwelt Behörde (EPA 2016) gibt es zusätzlich noch etwa 2.0 – 2.5 Mio. kleinere Dämme (Fischteiche, alte Mühlen und Bewässerungsteiche), die zum Großteil nicht mehr den heutigen Sicherheitsstandards entsprechen und ihren ursprünglichen Nutzen verloren haben.
  • Ausblick: Am Klamath River in Oregon und Kalifornien - ehemals einer der bedeutendsten Lachs Flüsse der USA - sollen vier große Staudämme (Glen Canyon Damm 710feet/210m hoch) bis 2020 abgerissen werden. Das wird dann das größte De-Damming Projekt der Welt sein.
  • Noch größer wäre der Abriss der vier Staudämme am Snake River - einem Zufluss zum Columbia River, auch hier sind Verhandlungen über den Abriss im Gange.

 

Wenn Sie noch mehr zum Thema US Dammrückbau Bewegung erfahren wollen, finden Sie unsere Case Studies (derzeit nur auf Englisch verfügbar): 

Case Study - US: Chronology of US Dam Removals
Case Study - US: Elwha River

 

 

Frankreich – Dammrückbau Bewegung

In Frankreich begann Dammrückbau Mitte der 1990er Jahre, als der schockierende Rückgang von Wanderfischen, vor allem des Atlantischen Lachs, aufgedeckt wurde. Von 1996-1998 wurden drei Dämme (Kernansquillec Damm/Lèguer, St. Etienne-du Vigan Damm/Allier Fluss und Maisons-Rouges Damm/Vienne Fluss) im Loire Flusseinzugsgebiet abgerissen (siehe Casestudies Frankreich), viele weitere folgten. Laut Experteneinschätzungen wurden bisher mehr als 1800 Dämme in Frankreich rückgebaut. Ein wichtige Rolle in der Dammrückbau Bewegung Frankreichs spielt die „SOS Loire-Vivante“ Kampagne an der Loire und dessen Zubringer Allier. Im Jahr 1989 sollten an der Loire und seinen Zuflüssen mehrere Wasserkraftwerke gebaut werden. Unter „SOS Loire-Vivante“ vereinigten sich viele namhafte nationale und internationale Umweltschutzorganisationen, um diesen Bau zu verhindern. Nach jahrelangen Besetzungen, Demonstrationen, erfolgreichen Gerichtsurteilen und intensiver nationaler und internationaler Berichterstattung, wurden sämtliche Bauvorhaben gestoppt und statt dessen die Renaturierung des Flusssystems beschlossen. 1998 wurde dann der Maßnahmenplan zum Schutz der Loire, der “Plan Loire Grandeur Nature” behördlich festgelegt. Dieser Plan sieht vor, dass der Bau von neuen Dämmen verboten ist und alte Dämme und Querbauwerke sukzessive entfernt werden, um den freien Wanderzugang von Lachsen und anderen Fischarten zu ermöglichen.

 

Wenn Sie noch mehr zum Thema Frankreich Dammrückbau Bewegung erfahren wollen, lesen Sie unsere Case Study (derzeit nur auf Englisch verfügbar) oder gehen Sie auf die ERN Website: 

Case Study - France: Loire
European Rivers Network

 

 

Spanien - Dammrückbau Bewegung

In Spanien, so wie in allen anderen EU-Ländern ist die Wiederherstellung der Durchgängigkeit von Fließgewässern eine gesetzliche Vorschrift basierend auf der EU-Wasserrahmenrichtlinie. Die spanische Regierung fördert die Entfernung von Querbauwerken, die nicht mehr benutzt werden und deren Lizenz ausläuft. Laut Experteneinschätzungen wurden mehr als 200 Dämme in Spanien rückgebaut, darunter gibt es folgende Vorzeigeprojekte:

  • Basque Water Authority: 20 Dammrückbauten, darunter der Inturia Damm (12m), Rückbau 2013-2016, (Case Study Spain) und die Restaurierungsarbeiten am Bidasoa Fluss wo bis 2008 fünf Dämme entfernt wurden und rund 500 Wassergenehmigungen nicht mehr verlängert wurden, um Lachs und Forellenbestände zu schützen. Die Restaurierungsarbeiten am Bidasoa Fluss werden von der NGO Rios Con Vida unterstützt, diese setzt sich gemeinsam mit dem WWF für Dammrückbau in Spanien ein.
  • Duero Flusseinzugsgebiet: Retuerta Damm (14m), Abriss 2013 (link zum Rückbau Video) und der Gotera Damm (ca. 8m) im Alto Bernesga Biosphären Park, Abriss 2011 (link zum Rückbau Video).
  • Tagus Flusseinzugsgebiet: Robledo de Chavela Damm (ca. 10m), Abriss 2013 (link zum Rückbau Video).
  • Guadaira Fluss: Abriss von 25 Dämmen im Zeitraum 2008-2016
  • Güeña River im National Park „Picos de Europa“: Abriss von2 Dämmen im Zeitraum 2008-2016

Wenn Sie noch mehr zum Thema Spanien Dammrückbau erfahren wollen, lesen Sie unsere Case Study (derzeit nur auf Englisch verfügbar): 

Case Study - Spain: Basque Water Agency
 

 

Deutschland – Beginn Dammrückbau

In Deutschland wird Dammrückbau als Renaturierungsmaßnahme eingesetzt, vor allem bei kleineren Querbauwerken wie Sohlschwellen und Abstürzen. Insgesamt sollen laut Umweltbundesamt 5.150 Maßnahmen (UBA, Deutschland 2016) für die Wiederherstellung der Durchgängigkeit von Flüssen und Bächen geplant sein. Darunter fallen neben dem Abriss, aber auch der Bau von Fischtreppenn. Diese haben aber in Summe eine sehr geringe Erfolgsquote (mehr Hintergrundinformationen zu Fischtreppen finden Sie im Weg DAMMit Konzeptpapier). Genaue Angaben, wie viele Dämme, Wehre und Sohlschwellen schon rückgebaut wurden, liegen nicht vor, Experten rechnen mit etwa 1000 Dämmen. Ein besonders plakatives und lehrreiches Beispiel für Dammrückbau in Deutschland ist die Renaturierung der Altenau, ein 28 Kilometer langer Bach im Kreis Paderborn in Nord Rhein Westfalen.

 

Mehr zu diesem Vorzeigeprojekt finden Sie im Informationsblatt Case Study Germany:

Case Study Deutschland – Altenau

 

                                                                                                   

Leitfaden für Damm Rückbau

Coming soon

In den USA gibt es inzwischen in vielen Bundesstaaten Leitfäden für Dammrückbauprojekte. Ein Beispiel eines Dammabriss Leitfadens, verfasst von American Rivers, finden Sie HIER.

 

 

Dammrückbau Datenbank Europa

Die Europäische Dammrückbau Initiative Dam Removal Europe generiert eine Datenbank von umgesetzten Dammrückbauten. Daten von Dammrückbauten in Spanien, Großbritannien, Schweden und Finnland können bereits jetzt auf der interaktiven Karte abgerufen werden. Unsere Kampagne wird dazu beitragen sukzessiv Daten von Dammrückbauten in Europa, vor allem aus Ländern der Alpen und des Balkans, hinzuzufügen.

Quelle: http://damremoval.eu/dam-removal-map-europe/

 

 

Anzahl Dämme und Querbauwerke in Europa

Laut EU Umwelt Agentur Bericht 2012 gibt es mehrere hunderttausend Hindernisse und Querbauwerke in europäischen Flüssen. Einige von ihnen sind große Dämme für Wasserkraftproduktion oder Bewässerungsspeicher, doch die Mehrheit sind kleinere Hindernisse wie Wehre etwa für alte Mühlen oder Sohlschwellen zur Flussregulierung. (EEA Report No 8/2012)

In Deutschland unterbricht derzeit alle 2 Kilometer ein Hindernis die Flüsse, in Österreich jeden Kilometer und in der Schweiz blockt sogar alle 650 Meter ein Querwerk den Flusslauf. Diese Hindernisse halten Sediment zurück und versperren oder erschweren Fischen und anderen Wasserlebewesen die Wanderung. Zudem trennen sie Populationen voneinander ab. (EEA Report No 8/2012)

Den Bericht zum Status der Europäischen Gewässer finden Sie hier: EEA report 2012

 

Donau Flüsse

An den großen Flüssen (>4.000km²) des Donausystems befinden sich etwa 1.688 Querbauwerke. Nur 756 Querbauwerke sind mit Fischaufstiegshilfen ausgestattet, die verbleibenden 932  Unterbrechungen (55%) sind für Fische unpassierbar (ICPDR, 2009, EEA report 2012). Die Auswirkungen sind bestürzend: Aal, Äsche, Lachs, Huchen, Störe und viele andere Arten sind hoch bedroht, nicht zu reden von den sensiblen Wasserinsekten (Makrozoobenthos).

 

Deutschland

In Deutschland befinden sich in etwa 200.000 Querbauwerke, bringt man diese in Bezug zu der gesamten Fließgewässerstrecke von etwa 400.000km, unterbricht im Schnitt alle 2 Kilometer ein Querbauwerk die Kontinuität eines Flusses. (UBA, Deutschland 2016)

 

Österreich

Auszug aus dem Wasser Informations System Austria - Situation der Querbauwerke in der Steiermark. Quelle: http://maps.wisa.bmlfuw.gv.at/gewaesserbewirtschaftungsplan-2015In Österreich befinden sich rund 34.000 Querbauwerke in Flüssen mit einem Einzugsgebiet größer als 10km². Darunter gibt es 2.800 Kleinwasserkraftwerke welche zum Großteil (70%) ohne Fischaufstiegshilfen ausgestattet sind. In den letzten Jahren werden in den verschiedenen Bundesländern Bestandsaufnahmen von Querbauwerken durchgeführt und es ist anzunehmen, dass sich die Anzahl der erfassten Querbauwerke erhöhen wird, weil auch kleinere Gewässer in die Untersuchungen aufgenommen werden. Im Rahmen der Implementierung des Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplans 2009 wurden rund 1000 Querbauwerke wieder fischpassierbar gemacht. Der Großteil der Querbauwerke wurde jedoch nur mit Fischaufstiegshilfen ausgestattet. Dammrückbau im großen Stil, wie in anderen EU – Ländern, wird in Österreich nicht durchgeführt, nur einige Wehre und Sohlstufen wurden rückgebaut.

Die hohe Dichte an Fischhindernissen (durchschnittlich jeden Kilometer befindet sich ein Querbauwerk) hat dazu geführt, dass die früher in Österreich heimischen Langdistanzwanderfische  ausgestorben sind und das fast alle (12 von 14) Mitteldistanzwanderfischarten vom Aussterben gefährdet sind. (NGP 2015)

 

Schweiz

In der Schweiz gibt es etwa 100.000 Querbauwerke mit einer Höhendifferenz von > 0,5m (FOEN, 2011b), darunter sind 538 große Wasserkraftwerke und etwa 1060 Kleinwasserkraftwerke. Die durchschnittliche Länge von freien Flussläufen beträgt etwa 650m, die Anzahl der Querbauwerke pro Flusskilometer beträgt 2 (Kanton Bern) bis 11 (Kanton Zürich). Dies Dichte an Kontinuitätsunterbrechungen hat das Aussterben von acht Fisch- und Neunaugen Arten im letzten Jahrhundert mit sich gebracht. Bei Weißfischarten sind über 30% der bekannten Arten ausgestorben. (EAWAG, 2010, EEA report 2012)

 

Frankreich

In Frankreich wurde im Jahr 2008 eine zentrale Querbauwerkdatenbank errichtet, mit insgesamt 60.000 Hindernissen. Es wird angenommen, dass sich insgesamt etwa 120.000 Querbauwerke in französischen Fließgewässern befinden. In manchen Einzugsgebieten, wie dem Rhein Oberlauf oder dem Rhone Fluss, ist die Dichte der Querbauwerke sehr hoch – etwa 200 Hindernisse pro km². (ONEMA 2011, EEA report 2012)

 

Querbauwerkdatenbank Europa

Die Gründungsmitglieder der Europäischen Dammrückbau Initiative World Fish Migration Foundation und WWF nehmen an dem EU Programm: AMBER – Adaptive Management of Barriers in European Rivers Programme teil. Eines der wichtigsten Ergebnisse von AMBER ist es, einen Hindernisatlas zu entwickeln für den europäischen Raum, um damit Hindernisse welche Fließgewässerdurchgängikeit beeinträchtigen, besser zu managen. Diese Daten könnten als Arbeitsgrundlage verwendet werden, um mehr Dammabrisskandidaten zu finden.

AMBER Projektseite: http://amber.international/