STOP ILISU!

Straßenblokade als Protest gegen die Umsiedlung Hasankeyfs. © Initiative to Keep Hasankeyf Alive

Das Ilisu-Projekt in der Südosttürkei ist eines der umstrittensten Staudammprojekte weltweit und würde eine Katastrophe für Menschen, Natur und Kultur auslösen. Die Kampagne “Stop Ilisu – Rettet Hasankeyf” arbeitet in Europa und der Türkei, um “Ilisu” zu verhindern und der Region beim Aufbau einer wirklichen Zukunft zu helfen.

Nach dem Rückzug der europäischen Staaten Deutschland, Österreich und der Schweiz 2009, baut die Türkei das Projekt allein weiter. Doch Ilisu ist nur die Speerspitze des Staudammwahns der Türkei. Weitere 1.500 Wasserkraftwerke will die Türkei in den nächsten Jahren bauen. Danach würde kein Fluss mehr fließen.
Der Widerstand geht weiter.

Mehr Infos unter:
http://www.stopilisu.com/

http://www.hasankeyfmatters.com/

http://www.hasankeyfgirisimi.net/

 

 

“Und macht euch die Erde untertan” ein Film von Christoph Walder (2008)

Der Film handelt von dem umstrittenen Ilisu-Staudammprojekt im Südosten der Türkei, von dessen möglichen Folgen, den Menschen und der einmalig schönen Kultur- und Naturlandschaft im berühmten Mesopotamien. Er ist ein gewichtiger Beitrag zur Kampagne “Stop Ilisu – Rettet Hasankeyf”.

Ilisu: ein kleines Bergdorf mit wenigen hundert Einwohnern. Es liegt im Südosten der Türkei, malerisch an den Ufern des Tigris. Ilisu ist auch der Name für eines der umstrittensten Bauvorhaben der Welt. Das Dorf Ilisu soll geschliffen werden und einem gigantischen Staudamm Platz machen, um den Tigris samt Seitenflüssen auf mehreren hundert Kilometern aufzustauen. Über 200 Siedlungen wären von dem Stausee betroffen, mehr als 95 da­­von würden darin versinken. Zehntausende Menschen müssten absiedeln, und ihre zum Teil seit Jahrtausenden bewohnten Orte zurücklassen. So auch die antike Stadt Hasankeyf im Herzen von Kurdistan. Seit 11.000 Jahren ist sie nunmehr dauerhaft besiedelt, hat Kriege zwischen Persern, Römern und Osmanen überstanden. Nun soll sie unter den Wassermassen verschwinden und mit ihr ein Stück abend- und morgenländischer Geschichte.

 

Trailer

 

Vollversion

 

 

Aktueller Situationsbericht – Hasankeyf und Ilisu vom 23.-26.4.2015

 

Am Samstag (25.5.) kamen tausende Besucher nach Hasankeyf und genossen Stadt, Flair, Aussicht und das Essen. Foto: Ulrich EichelmannErstmals seit Mitte 2013 war ich wieder am Tigris. Ich war in Hasankeyf, in “Neu Hasankeyf”, bei der Ilisubaustelle und auch weiter flussabwärts in der Tigrisschlucht. Ich wollte wissen, wie es dort aussieht und wie es den Menschen geht.

In Hasankeyf ist vieles noch beim Alten. Tausende Touristen schieben sich durch die Stadt, sitzen in Restaurants und kaufen Souvenirs. Doch was auffällt sind die vielen neuen Restaurants, teilweise über den Fluss gebaut, teilweise in die Hänge am Rande der Stadt. Mein Eindruck: es sind mehr Touristen denn je.

70 Kilometer flussabwärts ist das Ilisu Wasserkraftwerk weitgehend fertiggestellt. Wann der Einstau beginnt ist unklar.

In Neu Hasankeyf wohnt noch immer kaum jemand, nur das Verwaltungsgebäude und die Schule sind belebt, der Rest macht einen trostlosen Eindruck.

Hier meine Eindrücke:

© Ulrich Eichelmann © Ulrich Eichelmann
In der Nähe der alten Brücke: neues Restaurant über dem Fluss. © Ulrich Eichelmann Inzwischen gibt es auch außergewöhnliche Sitz- und Essgelegenheiten in Hasankeyf, wie hier in einer Seitenschlucht. Foto: Ulrich Eichelmann

 

Die Ilisu Baustelle

 

Der Staudamm sieht weitgehend fertig aus. Bauarbeiter sind zu sehen, aber nicht viele, nur etwa 20-30 Arbeiter waren sichtbar. © Ulrich Eichelmann Foto aus dem Auto: man sieht die drei Umleitungsstollen, durch die der Tigris fließt. © Ulrich Eichelmann
Staudamm fast fertig: 135 Meter hoch und etwa 2 Kilometer lang. © Ulrich Eichelmann Staudamm fast fertig: 135 Meter hoch und etwa 2 Kilometer lang. © Ulrich Eichelmann

 

Umsiedlung der Bewohner

 

Vorne der Tigris mit den Höhlen, oben am Hang die neue Stadt. Foto: Ulrich EichelmannIn Neu-Hasankeyf  sind die meisten Häuser fertiggestellt, doch sie stehen weitgehend leer.  Nur einige Verwaltungsbeamte wohnen tatsächlich hier. Schule, Polizeizentrale und die Stadtverwaltung sind hier eingezogen.

In Hasankeyf selber sollen die meisten Bewohner inzwischen die vom Staat angebotene Abfindung für ihr Eigentum angenommen haben. Ursprünglich hatte man ihnen für ihr Haus/ihr Restaurant/Lokal nur etwa 5.500 Euro geboten. Nach Protesten der Bewohner erhöhte die Regierung die Abfindung dann deutlich: dem Vernehmen nach auf umgerechnet 20.000 und 30.000 Euro in einigen Fällen auch mehr. 90% der Leute aus Hasankeyf sollen inzwischen unterschrieben haben. Damit wollen sich die meisten eine Wohnung in Batman kaufen, nach Neu Hasankeyf will offensichtlich kaum jemand. Was sie in Batman dann machen ist ungewiss, sie haben dort keine Arbeit, keine Tiere, keinen Garten – sprich keinen Sinn im Leben. Auch in Neu Hasankeyf sind keine Tiere erlaubt.

© Ulrich Eichelmann © Ulrich Eichelmann

Viel schlimmer noch sieht es für die Bewohner anderer Ortschaften aus, die umgesiedelt werden müssen. Nur wenige Kilometer von Hasankeyf entfernt liegt Suceken, der Ort, in dem  wir im März 2007 mit Bianca Jagger einen “Park of Hope” gepflanzt hatten. Diesen Bewohnern hat man für ihr Haus nur 15.000 Türkische Lire, also umgerechnet etwa 5.500 Euro geboten und hier wurde das Angebot nicht erhöht. Die Menschen haben die Verträge deshalb noch nicht unterschrieben.

© Ulrich Eichelmann Im Hintergrund sieht man die neue Straße, die später mal am Rande des Stausees entlangführen soll. © Ulrich Eichelmann

Kulturgüter

 

Was als erstes auffällt, wenn man in Hasankeyf einfährt ist ein völlig eingerüsteter Brückenpfeiler. Angeblich werden diese fast 1.000 Jahre alten Pfeiler restauriert, um danach “fit” für den Untergang zu sein. Dazu werden schadhafte Stellen ausgebessert.

Ursprünglich hatte die türkische Regierung versprochen, die 12 wichtigsten  Monumente abzutragen und in den neuen Archäologiepark in der Neustadt wieder aufzubauen. Das stellte sich aber als nicht machbar heraus.

Deshalb sollen diese Baudenkmäler nun in den Fluten versinken, um dadurch im  Schlamm konserviert zu werden, so die Logik. Wenn dann in 50 oder mehr Jahren der Staudamm wieder abgelassen wird, kann man es ja wieder ausbuddeln. Jobs für kommende Archäologengenerationen.

© Ulrich Eichelmann Fast tausend Jahre alt, jetzt für den Untergang restauriert. Die Brückenpfeiler aus dem 11 Jahrhundert. © Ulrich Eichelmann
Das Zeynel Bel Mausoleum, im Morgenlicht, gebaut Ende des 15. Jahrhunderts. Mittlerweile wurde das Monument unter heftigen Protesten umgesiedelt. © Ulrich Eichelmann  

 Die wunderschöne Tigrisschlucht flussabwärts von Ilisu: