Mit dieser visuellen Aktion wollen die Aktivist*innen auf vier illegal gebaute Dämme im Nationalpark aufmerksam machen © EcoZ
EcoZ und Riverwatch fordern gemeinsam mit lokalen Organisationen und Bürger*innen der Region den Abriss der Dämme © EcoZ
Die vier illegal gebauten Kraftwerke leiten das Wasser der Flüsse und Bäche in Pipelines um und lassen das Flussbett fast trocken. © EcoZ 

Kosovo: SHARR NATIONAL PARK - NO DAMS

++ Heutige Buchstabenaktion im kosovarischen Sharr-Nationalpark zielt darauf ab, illegale Staudämme aus dem Park zu entfernen ++

Prishtina, Strpce, Wien, 02.07.2024 - Aktivist*innen der NGO EcoZ und Bürger*innen aus der Region organisierten heute eine ungewöhnliche Aktion am Berghang des kosovarischen Sharr-Nationalparks. Sie legten große Buchstaben mit der Aufschrift "Sharr National Park - No Dams" (deutsch: „Sharr Nationalpark – Keine Dämme") aus. Mit dieser Aktion wollen sie Scheinwerfer auf die Verbrechen im Park richten und diese nicht nur im Kosovo, sondern in ganz Europa und der Welt bekannt machen. In den letzten fünf Jahren wurden vier Staudämme illegal im Park gebaut - trotz des heftigen Widerstands der Lokalbevölkerung mit über 80 Protesten und Versprechen von Premierminister Albin Kurti, Umweltminister Liburn Aliu und anderen Politiker*innen, die Projekte zu stoppen. EcoZ und Riverwatch fordern gemeinsam mit lokalen Organisationen und Bürger*innen der Region den Abriss der Dämme im Sharr-Nationalpark. Nationalparks sind für die Natur da, nicht für Staudämme.

"Mit dieser Aktion wollen wir dem Sharr-Nationalpark eine Stimme geben und das Umweltverbrechen für Europa und die Welt sichtbar machen. Wir wollen, dass die Dämme entfernt werden, und wir fordern unseren Premierminister und alle verantwortlichen Institutionen auf, den Nationalpark wieder dammfrei zu machen. Diese Dämme müssen weg; sie wurden illegal gebaut, die Rechte der Menschen wurden ignoriert, und die Versprechen unserer Politiker waren leere Worte. Gemeinsam mit den Menschen vor Ort werden wir dafür kämpfen, und wir werden nicht aufhören", sagt Egzona Shala Kadiu, Direktor von EcoZ.

"Was sich im Sharr-Nationalpark im Kosovo abgespielt hat, ist nicht nur ein lokaler Skandal, sondern hat auch erhebliche internationale Auswirkungen. Nationalparks sind für die Natur und die Menschen da, nicht für den Bau von Staudämmen. Es stellt sich die Frage: Welchen Sinn hat ein Nationalpark, wenn er durch Staudammprojekte beeinträchtigt wird? Daher steht dieser Fall für den Wert von Nationalparks in Europa an sich. Das Gebot der Stunde ist klar: Die Dämme müssen entfernt werden. Andernfalls bliebe nur die Aufhebung des Nationalparkstatus", sagt Ulrich Eichelmann, Geschäftsführer von Riverwatch.

Über den Sharr-Nationalpark
Der Sharr-Nationalpark im Kosovo ist 1.100 km2 groß und bekannt für seine vielfältigen Ökosysteme und seine atemberaubende natürliche Schönheit. Er beherbergt eine Vielzahl gefährdeter Wildtiere, darunter Braunbären, Wölfe und Luchse. Darüber hinaus erstreckt sich das Sharr-Gebirge bis nach Nordmazedonien, wo es ebenfalls als Nationalpark mit einer Fläche von weiteren 500 km2 geschützt ist. Vor kurzem hat die Regierung Nordmazedoniens die Pläne zum Bau von sieben Staudämmen im Nationalpark gestrichen.

Über die Staudämme
Innerhalb des Nationalparks wurden vier Staudämme gebaut: HPP Sharri + HPP Viça + HPP Shtrpca + HPP Brezovica. Diese Kraftwerke leiten das Wasser der Flüsse und Bäche in Pipelines um und lassen das Flussbett fast trocken. Infolgedessen bricht die Artenvielfalt zusammen und der Grundwasserspiegel sinkt.
Die örtliche Bevölkerung hat mehr als 80 Proteste in der Region organisiert. Ihre Stimmen wurden von den Regierungen ignoriert. Während der gesamten Genehmigungsphase für die Staudämme wurden sowohl die Rechte der Anwohner*innen als auch die nationale Gesetzgebung auf verschiedene Weise verletzt. Seit den frühen Stadien der Entwicklung wurden die Anwohner vollständig von den Entscheidungsprozessen ausgeschlossen. Darüber hinaus wurde ihr Recht, den Sharr-Nationalpark in seinem natürlichen Zustand zu erhalten, durch den rechtswidrigen Bau der Kraftwerke, die seit Jahren ohne Umweltgenehmigung in Betrieb sind, beeinträchtigt.