Protest gegen die geplanten Wasserkraftwerke im Mavrovo Nationalpark. Neben dem Balkan Rivers Tour-Team auch Anwohner dabei. © Jan Pirnat

Keine Wasserkraftwerke im Mavrovo Nationalpark!

Gemeinsame Pressemitteilung von EuroNatur, Riverwatch, Front 21/42, Macedonian Ecological Society und Eco-sense

++ Tag 19 der Balkan Rivers Tour: Protestaktion gegen Staudammbau im Mavrovo Nationalpark ++ Wasserkraftprojekte bedrohen die letzten Balkanluchse++

Am 4. Und 5. Mai paddelten die Kajaker der Balkan Rivers Tour die bedrohten Flüsse Radika und Mala reka im Mavrovo Nationalpark © Jan PirnatMavrovo, Radolfzell, Wien, 6. Mai 2016.  Am Mittwoch hat eine internationale Allianz aus Kajakfahrern, Anglern, Anwohnern und Naturschützern gegen den Bau von Staudämmen im Mavrovo Nationalpark  demonstriert.  Der Mavrovo Nationalpark ist nicht nur einer der ältesten Nationalparks in Europa, sondern auch eine Schatzkammer europäischer Artenvielfalt.

Die Protestaktion war Teil der Balkan Rivers Tour gegen den Staudammwahn auf dem Balkan. Dieser droht die letzten frei fließenden Flüsse unseres Kontinents zu zerstören.  Allein im  Mavrovo Nationalpark sind zwei große und mehr als 15 Kleinwasserkraftwerke geplant.  „Wasserkraftwerke  stehen im Widerspruch zum Schutz der Biodiversität und sie haben in Schutzgebieten wie dem Mavrovo Nationalpark nichts verloren!“, sagt Theresa Schiller, Koordinatorin der Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“ bei der Naturschutzstiftung EuroNatur.

Diese Einschätzung wird von oberster Stelle geteilt: Im Dezember 2015 hatte die Berner Konvention (eines der wichtigsten Naturschutzübereinkommen in Europa) die mazedonische Regierung aufgefordert, alle Bauprojekte im Mavrovo Nationalpark zu stoppen und eine umfassende Umweltprüfung vorzulegen. Die Empfehlungen richteten sich auch an die internationalen Geldgeber der Kraftwerksprojekte, allen voran die Weltbank und die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD). Die Weltbank hat sich in der Folge von der Finanzierung eines der beiden großen geplanten Wasserkraftwerke zurückgezogen. Bei der EBRD hingegen ist das Projekt „Boskov Most“ nach wie vor in der Pipeline und damit eine Zeitbombe. Die bereitgestellten Gelder wurden lediglich eingefroren.

Dabei haben von der Berner Konvention entsandte, unabhängige Experten in ihrem Gutachten explizit hervorgehoben, dass „Boskov Most“ eine ernsthafte Gefahr für  das Überleben des Balkanluchses darstellt. Durch die nötige Infrastruktur (Straßen, Stromleitungen, Pipelines etc.) würde sein Lebensraum zerstört. „Mavrovo ist das Kernverbreitungsgebiet dieser stark vom Aussterben bedrohten Unterart des Eurasischen Luchses“, bestätigt Daniela Javanovska von der Macedonian Ecological Society  (MES). „Die Botschaft des Komitees der Berner Konvention an die mazedonische Regierung und an alle, die an diesem unerhörten Projekt beteiligt sind, war eindeutig: Schutzgebiete sind nicht umsonst Schutzgebiete“, sagt Vesna Ilievska Utevska von der mazedonischen Umweltschutzorganisation Eco-sense.

Die Wasserkraftprojekte im Mavrovo Nationalpark bedrohen die letzten Balkanluchse, eine Unterart des Eurasischen Luchses (im Bild). © Joachim FlachsDoch die mazedonische Regierung zeigt sich davon bislang unbeeindruckt. „Die Umsetzung der zahlreichen Kleinwasserkraftprojekte schreitet ungehindert voran“, erklärt Aleksandra Bujaroska von der mazedonischen Organisation Front 21/42. “Wir fordern die mazedonische Regierung und alle beteiligten Banken dringend auf, die Weisung der Berner Konvention ernst zu nehmen und sämtliche Wasserkraftprojekte im Mavrovo Nationalpark umgehend zu stoppen“, sagt Theresa Schiller von EuroNatur.

“Nicht nur für Tiere, sondern auch für den Menschen sind intakte Flüsse essentiell. Die ursprünglichen Flusslandschaften auf dem Balkan haben das Potential, eine nachhaltige sozio-ökonomische Entwicklung anzukurbeln - auch im Mavrovo Nationalpark. Aber dafür müssen die Flüsse unzerstört bleiben! Angler, Kajakfahrer, Naturschützer - wir müssen uns alle zusammentun, um den Staudammwahn in Mavrovo und auf dem gesamten Balkan zu verhindern“, so Rok Rozman, Organisator der Balkan Rivers Tour.

  Hintergrundinformationen

  • Im Rahmen der Balkan Rivers Tour befahren Kajakfahrer aus verschiedenen Ländern Europas 35 Tage lang die schönsten und am stärksten bedrohten Flüsse des Balkans, um auf den drohenden Staudamm Tsunami aufmerksam zu machen. Unter der Leitung von Rok Rozman, einem ehemaligen slowenischen Olympioniken, war die Tour am 16. April auf der Save in Slowenien gestartet. Sie endet am 20. Mai in Tirana/Albanien.

  • Die Balkan Rivers Tour findet im Rahmen der Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“ statt, die von EuroNatur und Riverwatch ins Leben gerufen wurde, um die Balkanflüsse vor der drohenden Zerstörung durch den Ausbau der Wasserkraft zu schützen. Die Tour selbst ist eine gemeinsame Initiative von EuroNatur, Riverwatch, WWF Adria und dem Leeway Collective und wird von Patagonia, der Mava-Stiftung und der Manfred-Hermsen-Stiftung gefördert.

 

Rückfragen

Katharina Grund (EuroNatur), katharina.grund@euronatur.org, +49 7732 9272 10

Cornelia Wieser (Riverwatch), cornelia.wieser@riverwatch.eu, +43 650 4544784

Aleksandra Bujaroska (Front 21/42), aleksandra.bujaroska@front.org.mk, +38978433713

Rok Rozman (Leeway Collective), rok@leeway-collective.org, +386 51 421 303