Der zerstörte Fluss Lumbardhi im Nationalpark. © Shpresa Loshaj

Riverwatch gegen die Wiederinbetriebnahme von Kelag-Kraftwerken im Kosovo: Weitere Gutachten erforderlich

Gestern informierte der kosovarische Minister für Umwelt, Raumplanung und Infrastruktur die Öffentlichkeit via Facebook über die Präsentation eines Konzeptes für das Gebiet Zalli I Rupes. Finde ihren Facebook-Post hier.

In diesem Posting wird Riverwatch erwähnt und es könnte der Eindruck entstehen, dass wir - Riverwatch - Teil eines Prozesses zur Wiedereröffnung der Wasserkraftwerke in der Region waren und dass wir "grünes Licht" dafür gegeben haben. Das ist nicht der Fall, ganz im Gegenteil.

Riverwatch hat zwar tatsächlich empfohlen, den Experten Dr. Christoph Hauer damit zu beauftragen die Situation bei Zalli i Rupes zu begutachten und eine Lösung zu finden, wie dieses wertvolle Gebiet, das zuvor von der Kelag-Tochter "Kelkos" durch beträchtliche Schotterentnahme völlig zerstört wurde, wiederhergestellt werden kann.

Allerdings haben wir in unseren Gesprächen mit der Kelag und dem Minister von Anfang an deutlich gemacht, dass die Zerstörung von Zalli i Rupes nur eines von vielen Problemen in dem betroffenen Tal ist, das es zu lösen gilt. Zalli i Rupes ist nur "eine Perle an der Kette des Lumbardhi-Tals".

Die Kelag/Kelkos versucht nun, das allein für Zalli I Rupes entwickelte Konzept als "großen Schritt" zu verkaufen und setzt die Ministerien im Kosovo unter Druck, ihre Kraftwerke wieder in Betrieb zu nehmen. Riverwatch-Geschäftsführer Ulrich Eichelmann stellt klar: Dies ist keine Lösung für die vielen Probleme, die sich aus den Aktivitäten von Kelag/Kelkos in der Region ergeben, und wir unterstützen in keiner Weise die Wiedereröffnung der Kraftwerke.

Die Auswirkungen der Kelkos-Dämme sind vielfältig. Neben sozialen Aspekten haben die Dämme auch viele negative ökologische Folgen. Die Wasserkraftwerke verändern den Wasserfluss, verschlechtern die Wasserqualität des Flusses und des Grundwassers, sie zerstören wertvolle Lebensräume, führen zum Verlust der Artenvielfalt und zur Absenkung des Grundwasserspiegels, etc.

Was ist der Ausweg?

In dieser Situation - und insbesondere nach der jüngsten Entscheidung des Höchstgerichts des Kosovo, dass das Kelkos-Wasserkraftwerk vom Netz genommen werden müssen - ist es wichtig, die richtigen Schritte zu unternehmen, die internationalen Standards entsprechen.

Aus Sicht von Riverwatch gibt es nur einen Weg nach vorne: die Umsetzung der folgenden drei Schritte:

  1. Identifizierung der entscheidenden ökologischen und sozialen Aspekte, die im Tal gelöst werden müssen (ökologischer Fluss, Fischpassagen, Ausgleichsmaßnahmen...).
  2. Beauftragung unabhängiger Experten mit der Entwicklung von Konzepten zur Lösung dieser Probleme.
  3. Konsultation der Gemeinden und der Betroffenen im Tal für bezügliche der unter 1. und 2. genannten Bewertungen (einschließlich des jetzt vorgelegten Konzepts für Zalli I Rupes). Die Beteiligung der Öffentlichkeit ist eine wichtige Säule der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie und damit ein rechtlicher Standard. Sie erfordert die tatsächliche Einbeziehung der Betroffenen in den Prozess und nicht nur die "Information" über die Endergebnisse.

Nur wenn diese Bedingungen erfüllt sind, sieht Riverwatch eine Chance, die Kraftwerke wieder ans Netz zu nehmen. Und das braucht Zeit. Eine schnelle und schmutzige Lösung mit der Haltung "wir versprechen, alle Auflagen in der Zukunft zu erfüllen, aber lasst uns die Anlagen jetzt in Betrieb nehmen", wie sie Kealag/Kelkos vorschlägt, ist inakzeptabel. Das ist die Herangehensweise, die Kelag/Kelkos schon zuvor an den Tag gelegt und der Grund warum es überhaupt zu dieser chaotischen Situation kommen konnte.

In einem persönlichen Gespräch mit Ulrich Eichelmann sagte Minister Liburn Aliu zu, dass vor Durchführung diesen Schritten keine Genehmigung erteilt wird.

Dieser Ansatz wäre das Beste für die Natur und die Menschen im Kosovo.