1.	Die Regierung Albaniens setzte heute einen historischen Schritt und unterzeichnete eine Erklärung, an der Vjosa einen Wildfluss-Nationalpark errichten zu wollen. Die Ministerin für Tourismus und Umwelt, Mirela Kumbaro, und der Geschäftsführer von Patagonia, Ryan Gellert, schütteln sich nach der Unterzeichnung der Absichtserklärung die Hände, um bei der Schaffung des Vjosa-Nationalparks zusammenzuarbeiten. © Nick St.Oegger
2.	Premierminister Edi Rama, Tourismus- und Umweltministerin Mirela Kumbaro, Patagonia-CEO Ryan Gellert und der US-Botschafter in der Republik Albanien Yuri Kim kommen zusammen, um die Unterzeichnung eines Memorandum of Understanding zwischen dem albanischen Ministerium für Tourismus und Umwelt und Patagonia zu feiern, um gemeinsam den Vjosa-Nationalpark zu schaffen. © Elton Baxhaku
Dieser Wildfluss-Nationalpark wird das gesamte Flusssystem der Vjosa von der Grenze zu Griechenland bis an die Adria unter Schutz stellen, einschließlich ihrer frei fließenden Nebenflüsse. © Gregor Subic
Seit zehn Jahren engagieren sich lokale Gemeinden, Umweltschützer*innen, Wissenschaftler*innen und Kunstschaffende für den dauerhaften Schutz der Vjosa und ihrer Nebenflüsse © Save the Blue Heart of Europe

Albanische Regierung unterzeichnet Erklärung zur Errichtung eines Vjosa-Wildflussnationalparks

++ Albanien setzt wichtigen Schritt für den Schutz der Vjosa ++ Regierung signiert Absichtserklärung für Europas ersten Wildfluss-Nationalpark ++

Tirana, 13. Juni 2022. Nach 10 Jahren intensiver Bemühungen durch Anrainergemeinden, Umweltschützer*innen, Wissenschaftler*innen sowie Kunstschaffende für einen dauerhaften Schutz der Vjosa und ihrer Nebenflüsse setzte die Regierung Albaniens heute einen historischen Schritt und unterzeichnete eine Erklärung, an der Vjosa einen Wildfluss-Nationalpark errichten zu wollen. Dieser Wildfluss-Nationalpark wird das gesamte Flusssystem der Vjosa von der Grenze zu Griechenland bis an die Adria unter Schutz stellen, einschließlich ihrer frei fließenden Nebenflüsse. Er wird der erste Nationalpark dieser Art in Europa sein.

Im Nationaltheater für Oper und Ballett in Tirana versammelten sich heute Premierminister Edi Rama, Tourismus- und Umweltministerin Mirela Kumbaro, der CEO des Outdoor-Unternehmens Patagonia Ryan Gellert sowie internationale NGOs der Kampagne Rettet das Blaue Herz Europas zu einem Festakt, bei dem ein Memorandum of Understanding zwischen dem Ministerium und Patagonia öffentlich unterzeichnet wurde. Das ist ein entscheidender Schritt für die Bewahrung des letzten großen Wildflusses in Europa.

Die gemeinsame Absichtserklärung sieht vor:

  • Die Vertragsparteien heben den Schutz der Vjosa auf das Niveau der Schutzgebietskategorie II (Nationalpark) nach den Kriterien der Weltnaturschutzunion (IUCN).
  • Der Nationalpark soll die Vjosa und ihre frei fließenden Nebenflüsse umfassen.

Gemäß der Erklärung werden die Vertragsparteien innerhalb von 30 Tagen eine Arbeitsgruppe einrichten, die mit den Planungen für die Errichtung des Nationalparks beginnt. Der Park soll auch Besucherzentren, Rangerstellen sowie Wissenschafts- und Bildungsprogramme umfassen und neue wirtschaftliche Möglichkeiten für die lokalen Gemeinden bieten. Diese Pionierleistung der albanischen Regierung wird auch als Vorbild für viele andere Flüsse in der Region dienen; darunter der Fluss Aoos in Griechenland – der Quellfluss der Vjosa auf griechischer Seite.

Besjana Guri, Sprecherin von EcoAlbania: „Es gibt zwar noch viel zu tun, bevor wir die Zukunft der Vjosa als gesichert ansehen können, aber heute wurde ein großer Meilenstein für Albanien und für Flussschützer weltweit gesetzt. Europas erster Wildfluss-Nationalpark ist seiner Realisierung einen großen Schritt nähergekommen.“

Ulrich Eichelmann, Geschäftsführer von Riverwatch: „Die Botschaft, die heute aus Tirana in die Welt geht, kann weit über die Vjosa hinausreichen. Das Konzept eines Wildfluss-Nationalparks, der nicht nur den Hauptstrom, sondern auch seine Nebenflüsse umfasst, ist einzigartig. An der Vjosa erleben wir ein neues Schutzmodell, das auch auf andere Flüsse in Europa angewendet werden kann, die von Verbauungsplänen bedroht sind. Für den Schutz unserer Natur müssen wir größer denken.“

Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer von EuroNatur: „Die Europäische Union hat sich im Rahmen des European Green Deal das Ziel gesetzt, alle frei fließenden Flüsse in der EU zu schützen. Albanien geht mit der Entscheidung, die Vjosa und ihre Nebenflüsse als Nationalpark zu schützen, mit gutem Beispiel voran. Wir fordern die EU-Mitgliedstaaten dazu auf, ihre unverbauten Flussabschnitte zu schützen und die Konnektivität von Fließgewässer-Ökosystemen durch Renaturierung zu erhöhen.“

Ryan Gellert, CEO von Patagonia: „Die albanische Regierung hat heute Weitblick und Engagement bewiesen, indem sie der Welt ihr Absicht bekundet, etwas völlig Neues für den Schutz der Natur zu verwirklichen. In unserer langjährigen Partnerschaft mit den NGOs der Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“ haben wir selbst erfahren können, wie außergewöhnlich die Vjosa ist. Wir fühlen uns geehrt, mit der Regierung und den NGOs zusammenzuarbeiten und unsere Fähigkeiten und unsere Expertise zur Errichtung des Vjosa-Wildflussnationalparks beizutragen.“

Mit Patagonias langer Historie des Schutzes von Wildnisgebieten und dem Engagement der albanischen Regierung, etwas wirklich Wirkungsvolles zu tun, werden die Organisationen der Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“, EuroNatur, EcoAlbania und Riverwatch, aktiv daran mitwirken, den ersten Wildfluss-Nationalpark Europas Wirklichkeit werden zu lassen. Mit konkreten Schritten wird dieser einzigartige Hotspot der Biodiversität einen Präzedenzfall für den zukünftigen Naturschutz in Europa schaffen.

Über den Fluss Vjosa in Albanien: Die Vjosa in Albanien ist der letzte große, wilde Fluss in Europa außerhalb Russlands. Die Vjosa und ihre Nebenflüsse fließen frei von den Bergen in Griechenland, wo sie Aoos genannt wird, bis zur Adriaküste in Albanien. Dieses Wildnisgebiet besteht aus einem riesigen Mosaik verschiedener Lebensraumtypen, von den engen Schluchten im oberen Teil über die breiten, verzweigten Flussabschnitte im mittleren Teil bis hin zum naturnahen Delta an der Adria. Allein der mittlere Abschnitt besteht aus mindestens acht Lebensraumtypen, die auf EU-Ebene die höchste Bedeutung für die Erhaltung haben.

Die Vjosa und ihre frei fließenden Nebenflüsse bilden ein Ökosystem mit einer beträchtlichen biologischen Vielfalt von nationaler und globaler Bedeutung. Die herausragenden landschaftlichen Werte des Tals sind das Ergebnis ungestörter natürlicher Prozesse. Das Ökosystem beherbergt mehr als 1.100 Tierarten, darunter 13 weltweit bedrohte Tier- und zwei Pflanzenarten. Diese ökologischen und kulturellen Werte bieten große Chancen für den Ökotourismus und andere wirtschaftliche Vorteile für die Menschen in der Region.

Das Einzugsgebiet der Vjosa versorgt die Dörfer mit fruchtbarem Land für landwirtschaftliche Aktivitäten wie Ackerbau und Viehzucht. Der Fischreichtum und die Fischvielfalt sind für das Wohlergehen der lokalen Fischer vor allem im unteren Teil der Vjosa von entscheidender Bedeutung. Der Ökotourismus auf der Vjosa und ihren Nebenflüssen nimmt ständig zu, vor allem in den letzten Jahren, in denen das Potential von Aktivitäten wie Rafting, Kanufahren und Schwimmen erkannt und ausgebaut wurde.

Weitere Informationen über die Kampagne #VjosaNationalParkNow finden Sie HIER.

Über Rettet das Blaue Herz Europas: Die Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“ dient dem Schutz von Flüssen mit besonders hohem Naturwert auf der Balkan-Halbinsel, die von 3.500 Wasserkraft-Projekten bedroht werden. Die Kampagne wird von den internationalen Naturschutzorganisationen Riverwatch und EuroNatur koordiniert und gemeinsam mit Partnerorganisationen in den Balkanländern umgesetzt. Der lokale Partner in Albanien ist EcoAlbania.

Die Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“ wird unter anderem von der Manfred-Hermsen-Stiftung unterstützt.

Über EcoAlbania: EcoAlbania ist eine Umwelt-NGO mit Sitz in Albanien, die sich seit ihrer Gründung im Jahr 2014 für den Schutz des Flusses Vjosa einsetzt. In Zusammenarbeit mit den internationalen NGOs Riverwatch und EuroNatur führt die Organisation die Kampagne "Save the Blue Heart of Europe" in Albanien durch.