Die Menschenkette zwischen den Tapferen Frauen von Kruščica und den Menschen von Shushica symbolisierte Stärke und Verbundenheit in diesem Kampf gegen das Wasserentnahmeprojekt © Brotive Studio
Der Widerstand wird nicht aufhören, bis die Bauarbeiten vom Tisch sind und die Shushica gerettet ist © Brotive Studio
Die Shushica ist ein wichtiger Nebenfluss der Vjosa und seit 2023 Teil des Vjosa Wild River Nationalparks © Nick St.Oegger

Tapfere Frauen von Kruščica unterstützen Anrainer der Shushica im Kampf gegen Wasserableitung

Kuç, 15. Juli 2024 — In einem kraftvollen Akt der Solidarität und des Widerstands besuchten die Tapferen Frauen von Kruščica (BiH) das Shushica-Tal in Albanien. Sie unterstützen damit den Kampf gegen ein umstrittenes Wasserentnahmeprojekt. Am 12. Juli bildeten sie gemeinsam mit den Bewohner*innen des Shushica-Tals eine symbolische Menschenkette über die Shushica vor der historischen Brücke in Brataj. Dieser Aktion folgte eine Open-Air-Veranstaltung in Kuç, ein Fest sowohl für Kruščica als auch für Shushica unter Beteiligung der Bürgermeister des Tals und der lokalen Bevölkerung.

Die Frauen von Kruščica erlangten internationale Anerkennung für ihren mutigen und entschlossenen Einsatz für den Schutz ihres Flusses. So erhielten sie den angesehenen Goldman Environmental Prize (2021) sowie den EuroNatur-Preis (2019) für ihr unerschütterliches Engagement. Mehr als 500 Tage lang hielten die tapferen Frauen rund um die Uhr eine Blockade aufrecht und konnten so die Errichtung von zwei Wasserkraftwerken verhindern, die ihre Wasserversorgung gefährdet hätten. Ihr ebenso friedlicher wie kraftvoller Widerstand wurde zu einem Musterbeispiel von Grassroot-Umweltaktivismus und inspirierte Menschen auf der ganzen Welt.

Mit ihrem Besuch im Shushica-Tal lenken die tapferen Frauen die Aufmerksamkeit auf ein zerstörerisches Wasserentnahmeprojekt an diesem Nebenfluss der Vjosa, der Teil des Vjosa-Wildflussnationalparks ist. Das Projekt, das Wasser an die Mittelmeerküste umleiten soll, um so den Bedarf des dort geplanten Massentourismus zu decken, stieß auf breiten Widerstand von lokalen Gemeinschaften und Umweltschutzgruppen.

Monatelange Proteste lokaler Gemeinden gipfelten in einer Protestaktion in Tirana am 25. Mai, bei der ein großes Rohr, geschmückt mit 1.500 Unterschriften, vor dem Büro von Premierminister Edi Rama platziert wurde. Die Entschlossenheit der lokalen Bevölkerung wurde durch die Unterstützung der Tapferen Frauen von Kruščica gestärkt.

„Wir sind hier, um unsere Brüder und Schwestern im Shushica-Tal zu unterstützen und sie zu zum Widerstand zu motivieren, denn wir verstehen, welche verheerenden Auswirkungen diese Projekte auf die Gemeinden haben können“, sagt Amela Zukan, eines der Gesichter der Kruščica-Bewegung. „Der Kampf um Shushica ähnelt dem von Kruščica. Unsere Flüsse sind die Lebensadern unseres Landes und wir müssen sie für künftige Generationen bewahren.“

„Heute zeigten wir Einigkeit und Entschlossenheit in unserem gemeinsamen Einsatz gegen die Zerstörung unseres Flusses. Wir bitten Premierminister Rama, dieses Projekt zu stoppen und auf die Stimme der Einheimischen zu hören“, sagt Astrit Balilaj, Bürgermeister aus dem Shushica-Tal.

Die Menschenkette, Symbol für Stärke und Verbundenheit, diente als prägnante Erinnerung der kollektiven Kraft von Graswurzelbewegungen für die Bewahrung ihres Naturerbes.

 

Hintergrundinformation

• Die Shushica - inklusive ihrer Quellen - ist ein wichtiger Nebenfluss der Vjosa und seit März 2023 Teil des ersten Wildfluss-Nationalparks in Europa. Mit dem Wasserentnahmeprojekt will die Regierung das Quellwasser des Shushica an die Mittelmeerküste leiten, um den Bedarf des dort geplanten Massentourismus zu decken. Die 17 km lange Pipeline von Kuç nach Himara ist fast fertig gestellt, doch der Ableitungsdamm – der entscheidende und zerstörerischste Teil des Ausleitungsprojekts – wurde noch nicht gebaut. Das Projekt wird von der deutschen Entwicklungsbank KfW und der EU (Western Balkans Investment Framework) finanziert und von der österreichischen STRABAG errichtet. Diese Entnahme ist nicht nur zerstörerisch, sondern auch unnötig. Es gibt genügend alternative Wasserquellen außerhalb der Grenzen des Nationalparks, um den Bedarf von Himara zu decken, falls dies erforderlich sein sollte. Die lokalen Gemeinden sind entschlossen, den Bau des Ableitungsdamms zu verhindern.
 
• Die Vjosa ist der letzte große unberührte Wildfluss in Europa (außerhalb Russlands).Auf einer Länge von fast 270 Kilometern fließt der Fluss völlig ungehindert vom Pindus-Gebirge bis zur Adria. Im März 2023, nach zehn Jahren Kampagnenarbeit, hat die albanische Regierung den ersten Wildfluss-Nationalpark Europas ausgerufen.