Hoffnung für Mavrovo Nationalpark

Web_Logo klein_blue heartGemeinsame Presseaussendung von Riverwatch und EuroNatur

 ++ Expertenkommission der Berner Konvention fordert Stopp für Wasserkraftausbau im mazedonischen Mavrovo Nationalpark ++ EBRD und Weltbank sollen sich aus der Finanzierung der Wasserkraftprojekte im Nationalpark zurückziehen ++

Hoffnung für Lukovo Pole. Hier soll ein Stausee entstehen, finanziert von Weltbank. Hoffnung für Lukovo Pole. Hier soll ein Stausee entstehen, finanziert von Weltbank. Foto: Ljubomir Stefanov

Wien, Radolfzell 30.10.2015 Erfolg für den Naturschutz: die geplanten Wasserkraftwerke im mazedonischen Mavrovo Nationalpark sollen aufgegeben werden, die Investoren sollen sich zurückziehen. Zu diesem Ergebnis kommt ein international besetztes Expertenteam aus Vertretern des Sekretariats der Berner Konvention, der EU-Kommission und der Weltnaturschutzunion (IUCN) im Auftrag des Ständigen Ausschusses der Berner Konvention. Im Juni 2015 hatten sie den Mavrovo Nationalpark in Mazedonien besucht. Ihre Mission: prüfen, ob die hier geplanten Wasserkraftwerke mit dem Status eines Nationalparks vereinbar sind.

Nun liegen Befund und Empfehlungen der Berner Konvention vor:

  • "For these reasons, the general conclusion from the mission is that the proposed hydropower construction planned in the Park is not compatible with the status of protection of the Park (...); the projects, as currently planned, should be abandoned." (Zitat aus Expertenbericht, Seite 16 unten)
  • Die mazedonische Regierung soll ihre Pläne zur Errichtung von insgesamt 22 Wasserkraftwerken im Mavrovo Nationalpark aufgegeben. Deren Bau und Betrieb sind nicht mit dem Schutzstatus des Parks vereinbar!
  • Geldgeber wie die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) und die Weltbank sollen ihre Finanzierung stoppen und sich aus diesen Projekten zurückziehen.

Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer der Naturschutzstiftung EuroNatur, unterstützt diese Empfehlungen: „Nationalparke sollen große Ökosysteme vor menschlichen Eingriffen schützen. Die Staudammprojekte im Mavrovo Nationalpark zerstören nicht nur die Naturschätze dort, sondern sind ein Angriff auf die Idee der Nationalparke. Auch deshalb müssen wir diese Projekte verhindern!“

„Die Bedeutung dieser Empfehlungen geht weit über den Mavrovo Nationalpark hinaus. Das ist ein europaweites Signal: Wasserkraft hat in Nationalparken nichts verloren“, so Ulrich Eichelmann von Riverwatch. Allein zwischen Slowenien und Albanien sind 113 Wasserkraftwerke in Nationalparken geplant oder bereits im Bau - häufig mit westlicher Finanzierung.

Das Zustandekommen der Vorort-Begutachtung durch die Expertenkommission ist das Ergebnis des beharrlichen Einsatzes mazedonischer NGOs zusammen mit der EuroNatur Stiftung, der NGO Riverwatch sowie zahlreicher Mitstreiter. 119 Wissenschaftler aus aller Welt sowie rund 100.000 UnterstützerInnen hatten gegen die Pläne der mazedonischen Regierung sowie von EBRD und Weltbank protestiert.

Bedingt durch die Beschwerde der mazedonischen NGO Eco Svest bei der Berner Konvention hatte deren Ständiger Ausschuss im Dezember 2014 beschlossen, ein Verfahren gegen die mazedonische Regierung einzuleiten sowie eine Expertenkommission zu entsenden. Die Ergebnisse dieser Vorort-Begutachtung werden beim diesjährigen Treffen des Ständigen Ausschusses der Berner Konvention am 2. Dezember als Diskussions- und Entscheidungsgrundlage für das weitere Vorgehen dienen.

Der Mavrovo Nationalpark ist einer der ältesten Nationalparke Europas und mit seinen bisher bekannten 1138 Tierarten und 1435 Pflanzenarten ein europäischer Hotspot der Biodiversität. Von zentraler Bedeutung ist der Nationalpark insbesondere für den in seinem Bestand gefährdeten Balkanluchs, der hier eines seiner letzten Refugien gefunden hat. Durch die geplanten Wasserkraftwerke wäre dieses Rückzugsgebiet in Gefahr.

Hintergrundinformationen:

  • Zur Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“: Die Staudämme im Mavrovo-Nationalpark sind nur ein Teil einer wahren Staudammflut, die derzeit den Flüssen auf der Balkanhalbinsel droht. Rund 2700 Wasserkraftwerke zwischen Slowenien und Albanien sind derzeit geplant. Um der Zerstörung entgegen zu wirken, haben EuroNatur und Riverwatch gemeinsam mit Partnern aus den Balkanländern die internationale Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“ gestartet.  Mehr Informationen unter:www.balkanrivers.net/de
  • Unsere mazedonischen Partner-NGOs: Front 21/42, Eko-Sense, MES

Ansprechpartner:

EuroNatur, Konstanzer Str. 22, 78315 Radolfzell, Tel.: 07732 - 92 72 24,
Fax: 07732 - 92 72 22, E-Mail: info@euronatur.org, Internet: www.euronatur.org, Ansprechpartnerin: Theresa Schiller, Pressekontakt: Angie Rother

Riverwatch: Ulrich Eichelmann, ulrich.eichelmann@riverwatch.eu, http://riverwatch.eu/balkan-rivers Tel.: + 43 676 6621512

MEDIENREAKTION:
The Guardian (October 30, 2015): Macedonia dam faces the axe over risk of Balkan lynx extinction