22.3. UN Weltwassertag: Den Ausverkauf der Flüsse stoppen!

Der Ausverkauf der Flüsse

  • Daten und Fakten zur Wasserkraft
  • Die heimliche Wasserprivatisierung
  • Kein weiteres Wasserkraftwerk in Österreich bauen!

Wien, 21.3.2013 Anlässlich des Weltwassertages macht Riverwatch auf die weltweite Bedrohung der Flüsse durch Wasserkraftwerke aufmerksam. Tausende große und zigtausende mittelgroße Dämme sind derzeit im Bau. Belo Monte, Ilisu und der Xayaburi Damm sind nur die Spitze eines Staudammbooms, den es so noch nie gegeben hat. Bei keiner anderen Energieform ist die Diskrepanz zwischen Image und Realität so groß wie  bei der Wasserkraft. 750 Millionen Menschen leiden weltweit unter den Folgen der Wasserkraft. Staudämme verursachen gleich viel Klima schädigende Gase wie der gesamte Flugverkehr weltweit. Im angeblichen Umweltmusterland Österreich sollen selbst die letzten naturnahen Fließgewässer dem Staudammwahn geopfert werden. „Das wäre ökologisch verheerend und aus Klimaschutzgründen unsinnig. Hier ist kein einziges Wasserkraftwerk mehr zulässig,“ so Ulrich Eichelmann von Riverwatch. Tatsächlich ist der Ausbau der Flüsse praktisch eine heimliche Privatisierung des Wassers.

WASSERKRAFT
  • Weltweit leiden 500 – 750 Millionen Menschen unter den Folgen von Staudämmen (Survival International 2011)
  • Stauseen produzieren gleich viele Klima schädigenden Gase wie der gesamte Flugverkehr
  • Die in Stauseen verdunstende Wassermenge entspricht 7% des Wasserverbrauchs der Menschen weltweit.
  • Jährlich über 100 Mrd. USD (2010) in den Bau neuer Wasserkraftwerke investiert (Solar: 19 Mrd. US $)
  • 80% des Stroms aus erneuerbaren Quellen stammt aus Wasserkraftwerken
  • Bis 2020 sollen mehrere tausend Großstaudämme gebaut werden sowie zigtausende mittlere und kleinere. Darunter hunderte Dämme in Amazonien, etwa 2.000 in der Türkei, 570 am Balkan und einige hundert Kraftwerke in Österreich, darunter 60 größere.
  • Flüsse gehören zu den am stärksten bedrohten Lebensräumen der Erde
  • Wieviele Tier- und Pflanzenarten durch den Bau von Staudämmen bedroht sind oder aussterben, ist unbekannt. Es dürften hunderttausende sein.

Noch in den 1990er Jahren hatte die Wasserkraft international ein schlechtes Image und es wurden damals kaum neue Staudämme gebaut. Zu groß war die Differenz zwischen den Versprechungen der Staudammlobby und den tatsächlichen Folgen der Dämme. Die Weltbank stoppte ihre finanzielle Unterstützung und erarbeitete zusammen mit Umweltverbänden Kriterien für nachhaltige Dämme (Empfehlungen der World Commission on Dams).

Doch die Zeiten haben sich geändert. Zwar haben Staudämme noch immer die gleichen Folgen, aber durch die Klimadebatte hat die Wasserkraft einen ungeahnten politischen Schub bekommen. Kein Flussgebiet ist unbeplant, egal ob auf Borneo, in Patagonien, Amazonien oder Österreich - praktisch überall werden Staudämme forciert. Und die Weltbank finanziert längst wieder große Dämme.

Der Staudammboom hat auch Europa erfasst: am Balkan, dem letzten noch intakten Flussgebiet Europas, soll es den Flüssen nun an den Kragen gehen: 570 Dämme sind zwischen Slowenien und Albanien geplant. Danach soll praktisch kein Fluss mehr frei fließen.

In Österreich sollen nun selbst die letzten verbliebenen Flüsse verbaut werden. Laut der E-Wirtschaft in Österreich sind 60 große Wasserkraftwerke in Planung, weitere 150 – 200 kleiner kommen wohl noch dazu. Die Flussjuwele an Salzach, Inn, Isel, Ybbs, Mur, Sulm und im Ötztal sollen der angeblich grünen Energie geopfert werden.

De Krux: Energiewirtschaftlich bringt der Ausbau nichts, weil unser Stromverbrauch ständig steigt. Würde man all diese Staudämme in Österreich bauen, könnte man mit dem gewonnen Strom lediglich den Stromverbrauchszuwachs von 5-7 Jahren ausgleichen. Danach wäre alles wie vorher – nur ohne Flüsse. Naturzerstörung, ohne etwas für das Klima zu tun.

„Wir produzieren nicht zuwenig Strom, wir verbrauchen zuviel. Wirklicher Klimaschutz würde die letzen Naturgebiete erhalten und auf die drastische Reduktion des Energieverbrauchs setzen, statt auf immer mehr Produktion,“ so Ulrich Eichelmann. „Echter Klimaschutz verzichtet auf neue Kraftwerke.“

Die heimliche Privatisierung des Wassers

Überall ist von der Privatisierung des Wassers die Rede. Gemeint ist dabei v.a. die Privatisierung der Trinkwasserversorgung. Tatsächlich aber findet durch den Bau von Wasserkraftwerken längst eine heimliche Privatisierung statt: fließt ein Bach oder Fluss normalerweise zum Nutzen der Natur und der Allgemeinheit (Erholung, Fischen...), so ändert sich das durch den Bau der Kraftwerke. Danach fließt das Wasser nur noch für den Betreiber der Anlage. Er allein hat den Nutzen, während die Allgemeinheit und erst recht die Natur den Schaden hat (keine oder geringer Erholung, Abnahme der Fische, Absinken des Wassermenge flussabwärts, häufig auch Rückgang des Grundwasserspiegels ...).

Weitere Infos http://riverwatch.eu/uber-staudamme